Revue de la Police cantonale valaisanne

Den Ernstfall proben

Bei der Grossübung «Consensus 25» testete die BLS das Zusammenspiel mit den Einsatzkräften der Blaulichtorganisationen. Ziel war es, die Evakuationszeiten zu überprüfen sowie die Reaktion im Ereignisfall und das Zusammenspiel der Rettungskräfte zu üben.

Seit Sommer 2007 verbindet der Lötschberg-Basistunnel NEAT das Berner Oberland bei Frutigen mit dem Oberwallis in Raron. Der 34.6 Kilometer lange Bahntunnel besteht aus drei Abschnitten:

  • Der Südabschnitt: Zwischen Raron und Ferden – zweispurig ausgebaut und befahrbar.
  • Der mittlere Abschnitt: Zwischen Ferden und Mitholz – wurde mit einem zweitem Bahntunnel zwar ausgebrochen, ist aber noch nicht bahntechnisch ausgerüstet.
  • Der Nordabschnitt: Die 6.6 Kilometer zwischen Mitholz und Frutigen sind derzeit nur einspurig ausgebaut und befahrbar.

Bei einem Ereignis im Tunnel wie bei einem Brand oder einer Rauchentwicklung wird der Zug nach Möglichkeit aus dem Tunnel gefahren oder in einer Nothaltestelle angehalten. Andernfalls kommen drei Rettungskonzepte zum Einsatz – Denn durch den unterschiedliche Ausbaustad der drei Teilstrecken wird im Ereignisfall auf jedem der genannten Abschnitte ein anderes Konzept angewendet.

Rettungskonzepte

Zug hilft Zug: Dieses Konzept kommt bei einem Ereignis im Südabschnitt zum Einsatz. Reisende steigen aus dem Ereigniszug aus und gelangen durch die Querstollen in den parallel verlaufenden Tunnel. Dort steigen sie in den Evakuationszug um.

Grossbus hilft Zug: Dieses Rettungskonzept gilt für den mittleren Abschnitt. Passagiere gelangen durch die Querverbindungen in den parallel verlaufenden Rohbautunnel. Dort werden sie von Grossbussen abgeholt und nach Frutigen gebracht.

Kleinbus hilft Zug: Für den Nordabschnitt geltendes Konzept. Reisende flüchten zu Fuss aus dem Tunnel. Eine entsprechende Beschilderung weist den schnellsten Weg. Personen, denen das Laufen nicht möglich ist, werden mit einem Kleinbus abgeholt und nach Frutigen gefahren.

Nach dem vollständigen Ausbau des Lötschberg-Basistunnels NEAT gilt auf der gesamten Strecke das Rettungskonzept «Zug hilft Zug».

Das Übungsszenario

Ein doppelstöckiger InterCity-Zug aus Richtung Spiez fährt in den Lötschberg-Tunnel ein. Während der Fahrt im Tunnel kommt es im Bordrestaurant in der Mitte des Zuges zu einem Brand mit starker Rauchentwicklung. Ein zusätzlicher technischer Defekt verhindert die Weiterfahrt des Zuges. Er kommt in etwa der Mitte des Tunnels zum Stillstand. Die Rund 450 Freiwillige spielen Passagiere, die im Szenario teilweise verletzt werden. Damit soll die Übung so realistisch wie möglich gestaltet werden.

Ablauf der Rettung

Im Ereignisfall löst die Betriebszentrale der BLS in Spiez Alarm aus. Über vordefinierte Konzepte werden alle Einsatzkräfte innert Minuten aufgeboten. Feuerwehrleute und Rettungssanitäter fahren mit einem Lösch- und Rettungszug in den Tunnel, um Schwerverletzte direkt zu bergen und zu versorgen. Das Konzept Grossbus hilft Zug sieht es zudem vor, dass nach der Alarmierung innerhalb von 60 Minuten zehn Postautos am Portal Ferden bereitstehen müssen. Nachdem sie den Ereignisort über die Rohbauröhre erreicht haben, bringen die Busse die Passagiere über den Evakuierungsstollen Mitholz nach Frutigen.

Nach der Ankunft in Frutigen werden die Passagiere einer Triage unterzogen. Verletzte erhalten in der eigens eingerichteten Sanitätsstelle des BLS-Interventionszentrums medizinische Versorgung, bevor Schwerverletzte ins Spital gebracht werden. Unversehrte Passagiere werden von einem Care-Team gemeinsam mit Polizei, Rettungsdiensten und Feuerwehr betreut, um das traumatische Ereignis zu verarbeiten.

Neben den Bahngesellschaften BLS und SBB waren Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz, Rettungsdienste und Care-Teams, Samariter sowie PostAuto an der Übung beteiligt.

Erkenntnisse für den Ernstfall

Die Übung deckte die gesamte Rettungskette ab: Evakuierung der Passagiere, medizinische Erstversorgung, Absicherung des Tunnels und reibungslose Kommunikation zwischen allen Organisationen. Alle Schritte wurden nach klaren Abläufen durchgeführt, sodass die Passagiere erfolgreich und sicher gerettet werden konnten.

Die Übung zeigt eindrücklich, wie wichtig eingespielte Abläufe und enge Zusammenarbeit sind. Nur wenn alle Partnerorganisationen ihre Aufgaben kennen und Hand in Hand arbeiten, kann im Ernstfall schnell und effektiv reagiert werden. Solche Übungen sind entscheidend, um auf reale Notfälle vorbereitet zu sein und die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.

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