Revue de la Police cantonale valaisanne

Ein Tag im Schwerverkehrskontrollzentrum St-Maurice

Täglich sorgen auf der Autobahn A9 bei der Ausfahrt St-Maurice spezialisierte Einsatzkräfte für die Sicherheit auf der Strasse. Ihre Mission: Lastwagen und oft auch internationale Reisebusse kontrollieren, um potenziell gefährliche Fahrzeuge aus dem Verkehr zu ziehen. Papiere, Fahrtenschreiber, Ladung, Ladungssicherung, technische Kontrollen – der Alltag dieser Profis ist ebenso vielfältig wie spannend.

Die Kontrolle beginnt am Autobahnrand

Das Bild ist bekannt: Polizeifahrzeuge, die bei der Ausfahrt der A9 kurz vor St-Maurice parkiert sind. Für Autofahrer vermittelt ihre blosse Anwesenheit ein Gefühl von Sicherheit. Doch hinter diesem Bild steckt präzise Arbeit. Wird ein Lastwagen ausgewählt, wird er zum Schwerverkehrskontrollzentrum (CCTL) geleitet, wo eine komplexe Kontrollprozedur beginnt.

Von Dokumenten bis zum Fahrtenschreiber
Der erste Kontakt erfolgt oft mit ausländischen Chauffeuren. Sprachkenntnisse sind hier entscheidend: Führerausweis, Transportpapiere, Versicherungsnachweise und Lizenzen müssen vorgelegt und überprüft werden. Danach folgt die Analyse des Fahrtenschreibers, der Lenk- und Ruhezeiten sowie Pausen aufzeichnet. Jede Unregelmässigkeit – sei sie durch Fehler, Nachlässigkeit oder Betrug entstanden – kann schwerwiegende Konsequenzen haben.

Technische Kontrollen und aufgedeckte Betrugsfälle
Jeder Lastwagen ist anders – und jede Kontrolle kann Überraschungen bringen. Die Beamten arbeiten eng mit Mechanikern zusammen, die auf schwere Nutzfahrzeuge spezialisiert sind. Defekte Bremsen, Überladung, mangelhafte Ladungssicherung, manipulierte Abgasreinigungssysteme oder Fahrtenschreiber: Die Liste möglicher Mängel ist lang.
In den letzten Jahren wurden in St-Maurice zahlreiche Betrugsfälle aufgedeckt: deaktivierte Abgasreinigungssysteme (AdBlue) mithilfe von elektronischen Boxen oder Software-Manipulationen, mit Magneten manipulierte Fahrtenschreiber oder Fahrzeuge und Anhänger in so schlechtem Zustand, dass sie vor Ort verschrottet werden mussten.

Die Ladung im Fokus
Neben der Technik wird auch die Fracht genau kontrolliert. Ihre Sicherung muss den höchsten Standards entsprechen, damit sie nicht verrutscht, umkippt oder auf die Fahrbahn fällt. Handelt es sich um Gefahrgut, gelten verschärfte Vorschriften – bei Zwischenfällen müssen Feuerwehr oder Chemiewehr ausrücken.

Wenn der Lastwagen stillgelegt wird
Werden bei der Kontrolle schwerwiegende Mängel festgestellt, kann der Lastwagen sofort stillgelegt werden. Manchmal darf er erst nach einer Reparatur vor Ort oder in einer anerkannten Werkstatt wieder weiterfahren. In gewissen Fällen muss der Fahrer eine Bussenkaution hinterlegen, bevor er seine Fahrt fortsetzen darf. All diese Massnahmen dienen der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und sorgen für ein hohes Sicherheitsniveau auf der Autobahn.

Ein zweites Zentrum an der Simplonachse
Der Kanton Wallis verfügt über ein zweites Schwerverkehrskontrollzentrum, das in Gamsen im Oberwallis liegt. Dieser Standort ist strategisch wichtig: Er überwacht die Simplonachse, die einzige Alpenroute, auf der der Transport von Gefahrgut zwischen Nord und Süd erlaubt ist. Jährlich passieren fast 90 000 Lastwagen diesen Punkt, was ihn zu einem besonders sensiblen Kontrollstandort macht.

In den letzten Jahren wurde die Zahl der Kontrollstunden verzehnfacht, um dem hohen Verkehrsaufkommen und der grossen Zahl festgestellter Verstösse gerecht zu werden. Dank der beiden Walliser Kontrollzentren konnte die Überwachung und die Verkehrssicherheit erheblich verbessert werden.

Zeitraum / Ort Kontrollierte Fahrzeuge Festgestellte Verstösse Stillgelegte Fahrzeuge
Wallis (St-Maurice, 2019) 31'192 10'547 3'253
Schweiz (alle Zentren, 2019) ~92'500 > 20'000 ~5'400
Schweiz (alle Zentren, 2024) 127'093 25'318 ~5'500
Schweiz (AdBlue-Betrug, 2023) --- 132 cas (+71%) ---

Drei Fragen an den Verantwortlichen des Zentrums St-Maurice

In den letzten Jahren haben Sie verschiedene Manipulationen aufgedeckt (Fahrtenschreiber, AdBlue, defekte Bremsen …). Haben diese Betrugsfälle an Raffinesse oder Häufigkeit zugenommen?
Ja, tatsächlich. Mit der ständigen Weiterentwicklung der Informatik und der Software, die in der elektronischen Ausrüstung der kontrollierten Lastwagen steckt, wird es zunehmend schwieriger, Manipulationen aufzuspüren. Wir müssen uns deshalb laufend anpassen und entsprechend weiterbilden.

Sie arbeiten regelmässig mit Fahrern aus ganz Europa. Welche Herausforderungen gibt es in Bezug auf Kommunikation und ausländische Dokumente – und wie gehen Ihre Mitarbeitenden damit um?
Aufgrund der geografischen Lage nahe der italienischen Grenze stammen rund 60 % des Verkehrs aus Italien, wo viele Fahrer aus Osteuropa tätig sind. Es ist daher wichtig, die Grundlagen der italienischen Sprache zu beherrschen, ebenso wie Englisch, Deutsch oder sogar Russisch. Zudem nutzen wir verschiedene Übersetzungsprogramme, um eine reibungslose Verständigung mit den angehaltenen Fahrern zu gewährleisten.
Bei Zweifeln oder Verdacht auf gefälschte Dokumente können wir uns jederzeit an unsere Kollegen vom Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) wenden.

Welche Rolle spielen die spezialisierten Mechaniker und Partnerdienste (Zoll, Feuerwehr, BAKOM etc.) bei Ihren Einsätzen? Und welche Präventionsmassnahmen gibt es, um Verstösse bereits vor dem Eintreffen im Zentrum zu verhindern?
Wir arbeiten vor Ort mit vier CCTL-Mechanikexperten, die das Polizeipersonal täglich bei technischen Kontrollen der abgefangenen Fahrzeuge unterstützen – zum Beispiel bei der Überprüfung der Bremsanlagen, des AdBlue-Systems oder bei der Aufdeckung von Manipulationen an den Fahrtenschreibern, die Daten zu Lenk-, Arbeits- und Ruhezeiten der Fahrer liefern.
Zudem führen wir monatlich gemeinsame Kontrollen mit dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit am Standort des CCTL durch – auf der Suche nach Drogen, gestohlenen oder illegal transportierten Waren – und mit dem Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) hinsichtlich verbotener CB-Funkgeräte, die sich manchmal in den Fahrerkabinen befinden.
Regelmässig arbeiten wir auch mit verschiedenen Transportunternehmerverbänden wie der ASTAG oder den „Routiers Suisses“ zusammen. Wir übermitteln Präventionsbotschaften und informieren über Gesetzesänderungen, um die Fahrer zu unterstützen und Verstösse zu reduzieren. Denn man muss wissen: Dieser Beruf ist alles andere als einfach.

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