Revue de la Police cantonale valaisanne

Wenn im Grossen-St.-Bernhard-Tunnel eine Übung stattfindet …

Ein Bauwerk wie der Grosse-St.-Bernhard-Tunnel muss höchste Sicherheitsstandards erfüllen. Denken Sie nur daran: Rund eine Million Durchfahrten pro Jahr! Um diese Sicherheit zu gewährleisten, wird jedes Jahr eine gross angelegte Übung durchgeführt. Die letzte fand am Abend des 2. September 2025 statt. Sowohl auf der Seite des Aostatals als auch im Wallis machten sich die Einsatzteams im Rahmen des binationalen Notfallplans auf den Weg. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit aller beteiligten Partner kann die Übung erneut als grosser Erfolg gewertet werden.

Wir werfen einen Blick zurück auf diesen ereignisreichen Abend und erfahren mehr in einem Interview mit dem Tunnelchef François Pignat.

Herr François Pignat, seit wann sind Sie Tunnelchef?

Seit Juni 2019, also seit fast sieben Jahren… Die Zeit vergeht erstaunlich schnell, selbst hier im Tunnelbetrieb.

Wie verwaltet man einen Tunnel, der zwei Länder verbindet? Gibt es zwei Chefs?

Ja, es gibt zwei Betreibergesellschaften und zwei Direktoren. Das erfordert viel Koordination. Der gesamte Betrieb und die Sicherheit des Tunnels folgen jedoch gemeinsamen Verfahren.

Warum ist also eine jährliche Sicherheitsübung notwendig?

Neben der Beübung unserer Teams dient diese Übung dazu, die Koordination zwischen den Dienststellen beider Länder, den sogenannten „externen Kräften“, zu testen. Wir haben nämlich die Aufgabe, alle Dienststellen zusammenzubringen und die Bewältigung eines Grossereignisses an einer Grenze sicherzustellen. Noch wichtiger als der eigentliche Einsatz, der meist problemlos abläuft, ist die reibungslose Kommunikation und die Abstimmung der Entscheidungen. Zudem bietet die Übung allen Beteiligten die Gelegenheit, sich kennenzulernen – ein Vorteil, der im Ernstfall entscheidend sein kann.

Welche Einsatzkräfte werden bei Auslösung des binationalen Plans mobilisiert?

Abgesehen von der von der Zentrale koordinierten Auslösung werden unsere Feuerwehrleute auf Schweizer Seite durch die regionalen CSI von Haut-Entremont und Les Combins verstärkt. Gleichzeitig begeben sich die Kantonspolizei sowie die Dienste der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation 144 vor Ort. Die Einsatzzentrale und die Stäbe vervollständigen dann das Dispositiv. Auf italienischer Seite übernimmt zunächst die Berufsfeuerwehr von Aosta, die rasch die internen Teams vor Ort ablöst. Sanitätsdienste und die Gesamtkoordination liegen dann in der Verantwortung des Zivilschutzes.

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit der Walliser Kantonspolizei?

Die Zusammenarbeit ist ausgezeichnet – sowohl auf persönlicher Ebene als auch organisatorisch. Unsere Strukturen ergänzen sich gegenseitig, jeder in seinem Zuständigkeitsbereich. Wir bieten eine ständige physische Präsenz an einem hochalpinen Grenzübergang, was in vielen Situationen eine wertvolle Unterstützung ist. Zudem sind unsere guten Kontakte zu den italienischen Behörden oft hilfreich, um Prozesse zu vereinfachen. Diese Rolle unserer Gesellschaft ist wenig sichtbar, aber tatsächlich von grosser Relevanz.

Wie viele Fahrzeuge passieren den Tunnel jährlich und wie hat sich die Zahl im Laufe der Jahre entwickelt?

In den letzten Jahren ist der Trend deutlich steigend. Wir haben die Marke von einer Million Durchfahrten überschritten. Allerdings wird die Bilanz für 2025 durch die zehntägige Sperrung der Zufahrtsstrasse über Ostern (wegen einer Lawine) merklich nach unten korrigiert.

Der Bau des Grossen-St.-Bernhard-Tunnels begann im Frühjahr 1958. Am 19. März 1964 wurde er für den Nord-Süd-Verkehr freigegeben. Der Tunnel ist fast 6 Kilometer lang.

Das Nordportal auf Schweizer Seite liegt auf 1’918 m, das Südportal in Italien auf 1’875 m – vielleicht sagt man deshalb, man fahre „hinunter nach Italien“.

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