Das Geheimnis auf der einen Seite.
Die Information auf der anderen.
Polizisten und Journalisten verfolgen scheinbar gegensätzliche Ansätze: Während die einen sensible Informationen schützen, möchten die anderen sie öffentlich machen. Dennoch kreuzen sich ihre Wege regelmässig. Und nicht selten ist ihre Zusammenarbeit entscheidend.
Ob in Krisensituationen, bei der Information der Bevölkerung oder im direkten Umgang mit Medienanfragen – die Polizei muss kommunikationsfähig sein. Journalisten wiederum finden in der Polizei eine verlässliche und häufig einzigartige Informationsquelle. Genau diese komplexe Schnittstelle thematisiert das Modul «Medienbeziehungen» des CAS CEP (Certificate of Advanced Studies in der Führung von Polizeieinsätzen), das sich an Führungskräfte richtet. Während fünf Tagen nahmen 25 Polizistinnen und Polizisten aus Genf, Waadt, Lausanne, Freiburg, dem Zivilschutz Morges sowie dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) an einer intensiven Ausbildung in Nendaz teil.
Radio, Print, Fernsehen: die ganze Bandbreite
In verschiedenen Workshops schlüpften die Teilnehmenden in die Rollen von Polizeikommandanten, Staatsanwälten, Mediensprechern und sogar von Journalisten. In realitätsnahen Übungsszenarien wie improvisierte Pressekonferenzen, dem Umgang mit kritischen Ereignissen oder dem Verfassen von Medienmitteilungen unter Zeitdruck, lernten sie, gezielt mit Sprache, Körpersprache und auch Schweigen umzugehen.
Unterstützt wurden sie dabei von erfahrenen Fachpersonen aus der Medien- und Kommunikationswelt. David Vaquin, ehemaliger Journalist beim Le Nouvelliste und heute Kommandant der Feuerwehr Sitten, leitete die Übungen zum Verfassen von Medienmitteilungen. Christian Hermann, stellvertretender Chefredakteur von Rhône FM, brachte den Teilnehmenden die Realität der Live-Radioberichterstattung näher – mit seinem Anspruch an Spontaneität und Klarheit. Jean-Luc Lehmann, langjähriger Journalist bei RTS, vermittelte die Feinheiten der Fernsehkommunikation zwischen Form und Inhalt, Bild und Botschaft. Roberto Pirola, Experte für strategische Kommunikation, bereicherte die Ausbildung mit seinem Wissen zur Imagepflege und öffentlichen Wirkung.
Die technische Leitung des Moduls lag bei Hauptkommissar Jean-Christophe Sauterel von der Kantonspolizei Waadt, der das Programm mit einer gelungenen Kombination aus Strenge und Empathie begleitete.
Auch die Grundlagen der Krisenkommunikation sowie die Herausforderung der digitalen Kommunikation wurden anhand realer Fallbeispiele behandelt. Ziel: Auch in Ausnahmesituationen handlungsfähig zu bleiben.
Die Federführung liegt im Wallis
Die Kantonspolizei Wallis trägt die Verantwortung für die Durchführung des Moduls «Medienbeziehungen» im Rahmen des CAS CEP. Auf Initiative von Kommandant Christian Varone unterstreicht diese jährlich stattfindende Weiterbildung den Anspruch des Wallis, seine Expertise im Bereich der Polizeikommunikation weiterzugeben.
Drei Angehörige der Kantonspolizei Wallis nahmen dieses Jahr an dieser immersiven Erfahrung teil.
Für Hauptmann Xavier Allet bietet das Modul die Möglichkeit, „die Erwartungen der Journalisten besser zu verstehen, ihre Arbeitsweise nachzuvollziehen und sich darauf vorzubereiten, sachlich und relevant zu kommunizieren.“
Sein Kollege, Hauptmann Nicolas Kulmer Gabbud, sah darin eine Chance, zwei Welten einander näherzubringen: „Polizisten und Journalisten eint ein gemeinsamer Informationsauftrag. Wir gegenüber der Strafverfolgung, sie gegenüber der Öffentlichkeit. Man erkennt, dass es mehr Gemeinsamkeiten gibt, als man zunächst vermutet.“
Toufic Saad, Projektleiter bei der Informatikabteilung, erklärt: „Früher habe ich Informationen einfach so aufgenommen. Heute erkenne ich, wie sehr alles durchdacht und orchestriert ist, fast wie ein choreografierter Tanz.“
Brücken statt Mauern
Über das Fachliche hinaus bot die Woche die Gelegenheit, neue Beziehungen zu knüpfen, sowohl unter Kolleginnen und Kollegen aus der Romandie als auch mit Vertreter und Vertreterinnen der Medienwelt. Durch ein vertieftes Verständnis füreinander gewinnen Polizisten und Journalisten neue Perspektiven – und vielleicht zeigt sich am Ende: Geheimhaltung und Transparenz sind keine Gegensätze, sondern je nach Situation zwei Seiten derselben Medaille. Die Teilnehmenden des CAS CEP, Modul «Medienbeziehungen», sind heute jedenfalls davon überzeugt.