„Embrüf und Embri“

In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Krebsfälle in der Schweiz bei Frauen und Männern kontinuierlich angestiegen. Diese Bilanz ist hauptsächlich auf die demografische Alterung sowie auf das Wachstum der Bevölkerung zurückzuführen. Alleine im Kanton Wallis erhalten jährlich durchschnittlich 1'706 Personen diese Diagnose. Eine Zahl die betroffen macht und als solche keiner weiteren Erklärung bedarf.

Hinter all diesen Zahlen stehen jedoch im Endeffekt Menschen. Menschen mit ihren ganz persönlichen Geschichten und Schicksalen. Menschen mitten im Leben, mit all ihren Träumen und Visionen. Menschen wie Sie und ich.

Die Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.

(Mahatma Ghandi)

 

Sanna Gruber

Vor einigen Jahren sah die damals 14-jährige Gruber Sanna aus Grächen im Fernsehen eine Reportage über einen Charity-Event für Krebskranke auf der berühmt berüchtigten Alpe d’Huez. Dieser Anlass wird seit Jahren medienwirksam und äusserst erfolgreich von Radsportbegeisterten aus den Niederlanden organisiert. Bewegt von der Solidarität und der Ausstrahlungskraft dieses Spendenevents reifte bei ihr der Wunsch heran, selber in Frankreich in die Pedale zu treten.

 

Patrick Gruber

Wer kann schon der Bitte und dem Charme seiner Tochter widerstehen? Und so kam es, wie es kommen musste. Mit der Unterstützung ihres Vaters Gruber Patrick – einem ehemaligen F-A 18 Piloten der Schweizer Luftwaffe – erhielt die Idee den nötigen Auftrieb und zusammen mit einigen Mitgliedern des Lions-Clubs rollte man im Sommer 2013 in Frankreich erstmals auf die Startbahn. Nach weiteren Teilnahmen in den folgenden Jahren entstand der Impuls, einen vergleichbaren Anlass im Wallis durchzuführen. Mit dem Lions-Club holte man sich einen kompetenten Co-Piloten mit an Bord und der Höhenflug von „Bärgüf“ konnte beginnen.

 

Andreas und Fabio Zerzuben

Im Frühjahr 2016 erfuhren Zerzuben Fabio und Andreas erstmals von diesem Charity-Event. Die beiden Cousins sind in der Vergangenheit in ihrem Umfeld bereits mit der Diagnose Krebs konfrontiert worden. Es waren Schicksalsschläge, welche sie nachhaltig prägten. Aus diesem Grund waren sich Andreas und Fabio sofort einig, diesen Anlass zu unterstützen. Anstatt die Bergstrecke jedoch mit dem Fahrrad in Angriff zu nehmen, wählten sie einen etwas anderen Weg. Das „Team Z“ plante, Krebspatienten im Rollstuhl die 15.3 Kilometer lange Bergstrecke von Stalden hinauf auf die Moosalp zu stossen. Facta non verba. In den folgenden Wochen und Monaten konnten zahlreiche Sponsoren und Persönlichkeiten aus Sport, Gesellschaft und Politik gewonnen werden, womit das ambitionierte Projekt allmählich Form annahm.

Am 27. August 2016 war es dann soweit: Nachdem für die Velofahrer bereits um 05:00 Uhr der Startschuss gefallen war, begaben sich die 22 Mannschaftsmitglieder etwas später auf die Strecke. Für das Team konnten u. a. die Snowboard-Olympiasiegerin Kummer Patrizia, die Eishockey-Legende Kovalev Alexei sowie der ehemalige Tennisprofi und Doppelspezialist Allegro Yves gewonnen werden. Neben der körperlichen Anstrengung nutzten die Teammitglieder die folgenden Stunden vor allem dazu, sich gegenseitig kennenzulernen und ihre Erfahrungen aus dem Wettkampf und aus dem Kampf gegen den Krebs auszutauschen.

1’200 Höhenmeter und einige Stunden später erreichte das „Team Z“ das Ziel auf der Moosalp. Emotional und unvergesslich waren dabei die Attribute, welche von den Teilnehmern am häufigsten zu hören waren. Dank der tatkräftigen Unterstützung von freiwilligen Helfern und zahlreichen Sponsoren konnte das „Team Z“ in der ersten Ausgabe einen Betrag von rund CHF 31‘000.00 sammeln.

Gemeinsam mit den 500 Velofahrern, welche an diesem Tag rund eine Million Höhenmeter absolviert hatten, konnte die stolze Summe von CHF 640’000.00 dem Spendenverein „Bärgüf“ übergeben werden

Wege trennen sich, Erinnerungen bleiben. Fabio und Andreas hatten keine Zweifel darüber, an der Neuauflage 2017 wieder teilzunehmen. Sie brauchten auch keine grossen Überredungs- und Motivationskünste, um ihr Team für eine zweite Challenge zu gewinnen. Dank der ausgezeichneten Unterstützung der Stiftung „Greenhope“, welche sich seit Jahren für krebskranke Kinder und deren Familien engagiert, konnten neue Synergien genutzt werden. Das Team wuchs innerhalb weniger Wochen auf 56 Personen an. Zusammen mit Vertretern von „Greenhope“ und „Bärgüf“ wurde neben dem eigentlichen Spendenanlass ein weiteres Projekt lanciert, bei dem krebskranke Kinder gemeinsam mit ihren Familien ein Wochenende inmitten unserer einzigartigen Bergwelt erleben durften. Der Höhepunkt dieses Wochenendes blieb aber definitiv der Marsch auf die Moosalp, wobei der Weg einmal mehr das eigentliche Ziel war. Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. Und es gibt wohl in unserem gesamten Wortschatz keine treffenden Wörter, welche die Emotionen der Teilnehmer bei der Zielankunft auf der Moosalp beschreiben könnten.

Die zweite Ausgabe von „Bärgüf“ war erneut ein Riesenerfolg. Gemäss dem OK-Mitglied Henzen Dean sammelten die über 800 Teilnehmer mit ihren zurückgelegten Höhenmetern rund CHF 850’000.00.

Das Jahr 2018 steht nun im Zeichen eines Projektjahres. Dabei wird das Ziel verfolgt, die generierten Spendengelder
effizient in verschiedene Projekte einzusetzen. Der Verein „Bärgüf“ kann dabei auf kompetente Vorstandsmitglieder wie dem Onkologen Zenhäusern Reinhard und dem Geschäftsführer der Krebsliga Wallis, Moos Franck, zählen. Sämtliche Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und dies bei einem zeitweiligen Arbeitsaufwand von 10 bis 20 Stunden pro Woche. Durch Eventsponsoren und dem Startgeld der einzelnen Teilnehmer konnten die Kosten für den Anlass vollständig finanziert werden. Dadurch fliessen die generierten Spendengelder allesamt in regionale Projekte sowie in den Bereich Forschung.

In den letzten Jahren erzielte die Forschung in der Krebstherapie bedeutende Fortschritte. Dank neuer Behandlungsansätze leben Patienten länger und besser. Diese Entwicklung in Wissenschaft und Medizin sowie in den Bereichen Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge haben die Chancen für Patienten mit Krebs seit den 1970er Jahren entscheidend verbessert. So kann inzwischen sogar mehr als die Hälfte der Patienten mit einer dauerhaften Heilung rechnen. Ach ja! Im Jahr 2019 geht es wieder „bärgüf“!

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