Bergrettung zermatt

Der Bergführer Anjan Truffer ist seit dem Jahr 2015 als Rettungschef von Zermatt tätig. Beim Lawinenfortbildungs-Kurs in Andermatt nahm er sich die Zeit und blickte mit uns gemeinsam auf ein ereignisreiches 2018 zurück.

Interview

Anjan Truffer

Rettungschef von Zermatt

Anjan Truffer

Sie waren einst der jüngste Bergführer der Region und haben mit 20 Jahren erstmals einen Gast aufs Matterhorn geführt. Woher stammt diese Passion zum Alpinismus?

Das wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Bereits mein Vater ging gerne ins Gebirge und hat mich früh auf Gebirgstouren und Wanderungen mitgenommen. Der Bergführerberuf hat in unserer Familie eine lange Tradition. Zudem war mein Onkel, Franz Schwery, Hüttenwart der Hörnlihütte. Dadurch verbrachte ich so manchen Sommer am Fusse des «Horu», wo ich immer wieder ins Gespräch mit Bergführern und Gästen gekommen bin.

Mit zwölf Jahren stand ich erstmals auf dem Gipfel des Matterhorns, was sicherlich ein Meilenstein in meinem Leben ist. In den folgenden Jahren habe ich mich zunehmend mit dem Bergführer-Virus infiziert. Als ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte, war ich der jüngste Bergführer im Alpenraum.

Im Jahr 2015 haben Sie die Nachfolge von Bruno Jelk als Rettungschef angetreten. Was hat Sie dazu bewogen?

Bereits nach meiner Ausbildung zum Bergführer habe ich angefangen, im Team von Bruno Jelk zu arbeiten. Er suchte damals junge Bergführer, welche sich im Rettungswesen aus- und weiterbilden lassen wollten. In diesem Zusammenhang hat er auch mich angefragt. So habe ich unmittelbar nach dem Abschluss des Bergführer-Brevets auch die dreijährige Ausbildung zum Rettungsspezialist absolviert.

Als die Gemeinde Zermatt dann einen Nachfolger für Bruno Jelk suchte, nahmen die Verantwortlichen auch mit mir Kontakt auf. Diese Aufgabe reizte mich sehr und ich war bereit mit meiner Erfahrung diese Verantwortung und Herausforderung anzunehmen. Schliesslich ernannte mich der Gemeinderat zum neuen Rettungschef von Zermatt.

Im vergangenen Winter dominierten Lawinenniedergänge und abgeschnittene Schienen- und Strassenabschnitte während einiger Zeit das Tagesgeschehen. Nach den Schneemassen im Winter, bescherte uns das Klima einen Hitzesommer.

Wie wirken sich diese markanten Gegensätze auf die Arbeit im Rettungswesen aus?

Dies zeigte sich vor allem im Sommer. Wir hatten in den Sommer- und Herbstmonaten konstant schönes Wetter. Vergleichbare Verhältnisse erlebten wir seit dem Hitzesommer 2003 nicht mehr. Aufgrund dessen waren markant mehr Wanderer und Bergsteiger unterwegs. In diesem Sommer verzeichnete unser Team auffallend mehr Rettungseinsätze, als dies in den Vorjahren der Fall war.

Durch die Schneemassen im Winter standen wir während einiger Zeit im Dauereinsatz. Aufgrund der anhaltenden Lawinengefahr und auch wegen den Niedergängen waren wir öfters mit Sperrungen und Sicherungsarbeiten von Verkehrswegen und Quartieren beschäftigt. Auch die Schneeräumungen auf Dächern gehörte in dieser Zeit vermehrt zu unserem Pflichtenheft.

Als Rettungschef war ich zudem in den Führungsrhythmus des Gemeindeführungsstabes eingebunden. Dies war für mich persönlich eine wertvolle Erfahrung.

Gibt es irgendein spezielles Ereignis in Ihrem Jahresrückblick?

Jeder Einsatz verdient es an sich, gewürdigt zu werden. Trotzdem war der Vermisstenfall des prominenten deutschen Unternehmers ausserordentlich. Damit meine ich nicht die Vorgehensweise der einzelnen Einsatzkräfte. Vielmehr denke ich dabei an das mediale Echo, welches dieser Fall auf nationaler und internationaler Ebene ausgelöst hat. Wir waren dabei mit teils neuen Herausforderungen konfrontiert. Dank der Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen konnten wir aber auch diese Aufgaben effizient lösen.

Die Wintermonate stehen nun bevor. Wie bereitet sich die Rettungsstation Zermatt auf die kältere Jahreszeit vor?

In unserem Team arbeiten ausschliesslich Profi-Bergführer. Dadurch haben wir den Vorteil, dass wir während des ganzen Jahres schnell einsatzbereit sind und somit effizient die Rettungseinsätze einleiten und durchführen können.

Ich lege Wert auf die permanente Aus- und Weiterbildung meiner Mitarbeiter. Dies ermöglicht es, unsere Fähigkeiten und Kompetenzen im Rettungswesen stets zu vertiefen. In der Regel finden solche Ausbildungsmodule – wie hier in Andermatt – im Herbst statt. Besonders wertvoll ist auch das Netzwerk, welches wir bei solchen Modulen aufbauen können. Aus der Sicht der Rettungsstation Zermatt kann der Winter kommen. Wir sind bereit.

Besten Dank für dieses Gespräch. Wir wünschen Ihnen und Ihrem Team viel Erfolg für die kommende Wintersaison und bedanken uns bei dieser Gelegenheit für die langjährige wertvolle Zusammenarbeit.


Dieser Artikel ist Teil des Dossiers Sicherheit im Winter

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