Ein Bericht über ein emotionales schweizerisch-kanadisches Treffen…
Kaum war die von Cedrick Brunelle angeführte Delegation aus Quebec aus dem Flugzeug der Air-Canada ausgestiegen, wurde sie von Vertretern des HC Police Valais am Genfer Flughafen würdig empfangen. Das Wallis und seine Bewohner sind in weiten Kreisen für ihre Gastfreundschaft bekannt; der Aufenthalt, der den Gästen aus Übersee angeboten wurde, dürfte dieses Image noch weiter vorantreiben.
Bereits am ersten Tag nach der Ankunft besuchten die Eishockeyspieler aus Québec, die zum Teil mit ihren Familien angereist waren, das Museum der Bernhardinerhunde in Martinach, bevor sie in den Thermalbädern von Leukerbad die wohlverdiente Entspannung genossen.
Die Ehefrauen unserer Gäste hatten die Möglichkeit, einen herrlichen Shoppingtag in Mailand, der Hauptstadt der Lombardei, zu verbringen, den berühmten Dom zu besichtigen und köstliche italienische Gerichte zu kosten. Ein Tag, der für sie und ihre Ehepartner zweifellos unvergesslich bleiben wird.
Aber das Hauptziel ihres Aufenthalts war vor allem, gegen die Walliser Mannschaft des HC Police anzutreten. Im Jahre 2020 kam es auf dem Eis des Centre Bell in Montreal bereits zu einem Aufeinandertreffen beider Mannschaften. Damals ging der Sieg an die Heimmannschaft. Die Walliser Equipe wartete also sehnsüchtig darauf, sich bei den Kanadiern revanchieren zu können. So kam die Idee auf, ein Spiel im Stile des legendären amerikanischen «Winter Classic» durchzuführen. Vor einer Postkartenkulisse und bei strahlendem Sonnenschein fand dieses Hockeyspiel auf der Freiluft-Eisbahn von Zermatt statt. Im Hintergrund: Das majestätische Matterhorn. Die Walliser gewannen das Spiel zwar mit 7:6. Das Ergebnis war jedoch zweitrangig, da der Tag geprägt von Emotionen und Freude war.
Bei dieser Gelegenheit konnten wir mit dem Verantwortlichen der kanadischen Delegation, Cedrick Brunelle, ein Interview führen:
Cedrick, können Sie uns erklären, wie diese Freundschaft zwischen der Schweiz, dem Wallis, seiner Kantonspolizei und der Sûreté du Québec zustande gekommen ist?
Alles begann 2018, als Alex (Anm. d. Red.: Alexandre Praz, Oberstleutnant und Stellvertreter des Kommandanten der Kantonspolizei Wallis) mit seiner Familie nach Québec kam. Er wollte eine Polizeistation besuchen. So kam es, dass er den Weg zu mir nach Victoriaville fand, wo ich die Polizeistelle mit rund 100 Agenten leite. Wir tauschten uns intensiv über die verschiedenen Ansätze der Polizeiarbeit aus und stellten fest, dass es zwischen unseren beiden Polizeibehörden viele Gemeinsamkeiten gab. Dann schlug Alex mir vor, ebenfalls in die Schweiz zu kommen, um zu sehen, wie die Kantonspolizei Wallis organisiert ist. Dabei sagte ich ohne zu zögern sofort zu. So kam ich 2019 für einen Besuch ins Wallis.
Alexandre hatte mir auch erzählt, dass es eine Eishockeymannschaft gibt, die aus Polizisten besteht. Als Eishockeyfan nahm ich meine Schlittschuhe mit auf die Reise, in der Hoffnung, ein Training mit meinen Schweizer Kollegen bestreiten zu dürfen. So kam es dann auch tatsächlich. Am Ende des Trainings äusserten die Verantwortlichen des HC Police Valais den Wunsch, eines Tages nach Kanada zu reisen und dort ein Spiel gegen andere Polizisten zu spielen. So nahm alles seinen Lauf.
Mein Praktikum/ Aufenthalt war ursprünglich für fünf Tage geplant, dauerte dann aber doppelt so lange.
Im Jahr 2020 bereiteten Sie den Walliser Polizisten, die nach Kanada gereist waren, einen donnernden Empfang. Dies mit einem Gala-Spiel im weltberühmten Center Bell der Montreal Canadiens, einem wahren NHL-Eishockeytempel. Nachdem sie jenseits des Atlantiks besiegt worden waren, wollten sich die Spieler des HC Police Valais mit einem Winter Classic am Fusse des Matterhorns in Zermatt revanchieren. Was nehmen Sie aus dieser Begegnung mit?
Es war das erste Mal, dass ich in den Oberwalliser Ferienort Zermatt reiste. Die Sonne schien und das Wetter war herrlich, ganz zu schweigen von der Landschaft, die einfach nur atemberaubend ist. Meine Kollegen und ich waren sehr gerührt, als wir sahen, wie viel Aufmerksamkeit uns entgegengebracht wurde. Als wir vor Spielbeginn in die Umkleidekabinen kamen, warteten dort Trikots mit unseren Namen, Nummern und dem Emblem der Sûreté du Québec auf uns. Diese wurden eigens für dieses Spiel angefertigt. Diese Geste hat uns sehr berührt.
Die kanadische Flagge, die am Rande der Eisfläche wehte, die Nationalhymnen zu Beginn des Spiels und die vielen kleinen Überraschungen – es war unbeschreiblich.
Anlässlich eines Abendessens kam es zu einem Treffen mit der Ehefrau von Jacques Plante, dem legendären Torwart der Montreal Canadiens, sechsmaligen Stanley-Cup-Sieger und Erfinder der berühmten „Torwartmaske“. Wie waren Ihre Gefühle und die der anwesenden kanadischen Delegation?
Als sie das Wort ergriff, hatte ich sofort das Gefühl, dass es sich um eine aussergewöhnliche Frau handelte. Sie stammt ursprünglich aus dem Wallis, hat ihr Land später in Richtung Kanada verlassen, um an der Seite ihres Mannes unglaubliche Erfahrungen zu machen und ist schliesslich, nach Jacques‘ Tod, in die Schweiz zurückgekehrt. Ihre Stiftung, die sich um junge Eishockeytorhüter aber auch um junge Spieler wie Nico Hischier kümmert, ist einfach bemerkenswert. Sie ist eine Frau mit einem grossen Herzen.
Besonders berührt hat mich jedoch, als sie den Namen Jean Béliveau erwähnte. Tatsächlich ist der ehemalige Kapitän der Kanadier, der 2014 im Alter von 83 Jahren verstarb, in Victoriaville eine echte Ikone. In meiner Stadt steht sogar eine Statue von ihm.
Wir haben es sehr geschätzt, dass sie sich die Zeit genommen hat, um uns zu besuchen.
Nach einem Shopping-Tag in Mailand, einem Besuch des Museums der Bernhardinerhunde, einem Tag im Zug quer durch die Schweiz und einer Degustation typisch schweizerischer Spezialitäten in Fribourg, gefolgt von einem Hockeyspiel der National League zwischen Fribourg-Gottéron und den SCL Tigers aus Langnau.
Hat die Organisation Ihres Aufenthalts im Wallis Ihren Erwartungen entsprochen?
Übertroffen… Es war wie im Traum. Unsere Kollegen haben uns wie Könige empfangen. Ich hatte meiner Familie bereits von meiner ersten Erfahrung in der Schweiz erzählt. Dieses Mal haben mich meine Frau und meine beiden Töchter während dem Aufenthalt im Wallis sogar begleitet.
Wir haben uns nie als Leute aus der Fremde gefühlt, sondern eher wie eine grosse Familie. Am Flughafen von Spielern des HC Police Valais im Trikot der Montreal Canadiens empfangen zu werden, war einfach magisch. Der Sinn der Walliser für Gastfreundschaft hebt sich von allen Reisen und Ländern ab, die ich bisher bereisen durfte.
Acht Tage lang haben Sie den Ahornsirup, der Ihnen so sehr am Herzen liegt, gegen typische Walliser Getränke eingetauscht. Haben Sie das gut überstanden?
(Lacht) Wein trinken wir bei uns ab und zu zum Abendessen oder am Wochenende. Eher hat uns aber die Entdeckung des Apricotine einige Stunden Kopfschmerzen bereitet. Ansonsten gilt es über Ihre Spezialitäten zu sagen: Ich liebe Raclette und seinen unumgänglichen „coup du milieu“.
Welcher Moment bleibt Ihnen von Ihrer europäischen Woche besonders in Erinnerung?
Ohne zu zögern war es das Freiluft-Eishockeyspiel in Zermatt gegen den HC Police Valais. Das Strahlen und Staunen in den Augen meiner Delegation aber auch in meinen eigenen, als wir die Tür zu den Umkleidekabinen öffneten und die wunderschönen Trikots entdeckten, die für uns angefertigt worden waren. Weiter bleibt mir sicher in bester Erinnerung, dass ich meinen Lieblingssport in einer unbeschreiblichen Kulisse ausüben durfte, vor diesem beeindruckenden Berg, dem Matterhorn. Wie der Slogan des Wallis sagt: „Wallis, ins Herz gemeisselt… Für mich war es unbestreitbar dieser Tag, der für immer in meinem Herzen verankert bleiben wird.