Revue de la Police cantonale valaisanne

„COPPEX del REY“ – Wenn die Kantonspolizei Wallis auf den Sonderprüfungen das Gesetz macht

Die Rallye du Chablais ist vor allem eines: ein Treffen mit einer Legende. Auch in diesem Jahr regierte der Rallye-König Sébastien Loeb unangefochten über die Waadtländer und Walliser Strassen. Doch hinter dem «Star» machte ein anderes Team von sich reden: Alain Rey und Estelle Coppex, zwei Polizisten der Kantonspolizei Wallis. In ihrem kleinen Flitzer mit dem Rhombus-Emblem holten sie zwar nicht den Gesamtsieg… aber sie kehrten mit einer beeindruckenden „Coppa“ nach Hause. Und nicht mit irgendeiner.

Die 21. Ausgabe der Rallye du Chablais, die vom 5. bis 7. Juni stattfand, bot alles, was ein grosses Rallye-Spektakel braucht: Kurven im Sekundentakt, anspruchsvolle Strecken, launisches Wetter – und einen König in der Arena. Sébastien Loeb, Pate des Events und neunfacher Weltmeister, war nicht angereist, um sich die Reifen warmzufahren: Am Steuer seines Alpine A110 Rallye GT+ dominierte er vom Start bis ins Ziel und sicherte sich souverän den Gesamtsieg. Ja, auch mit 51 Jahren bleibt Sébastien Loeb einfach Sébastien Loeb.

Doch im Schatten des Königs setzte ein Walliser Duo still und leise ein Ausrufezeichen. Das Team mit der Startnummer 47, Alain Rey am Steuer, Estelle Coppex als Co-Pilotin, erlebte ein unvergessliches Wochenende. Beide arbeiten bei der Kantonspolizei Wallis und tauschten für einmal Blaulicht gegen Zeitmessung. Und für ihren ersten gemeinsamen Auftritt lief es mehr als rund.

Erstes Rallyeerlebnis für Estelle, dritter Start für Alain – und vor allem: erstes Mal ins Ziel gekommen. Das ursprüngliche Ziel? Ankommen. Das Ergebnis? Platz 28 in der Gesamtwertung… und ein überlegener Sieg in der Kategorie RC5. Es braucht eben nicht immer hohe PS-Zahlen für eine starke Performance: In dieser Klasse zählen Gleichheit der Waffen, Konstanz, Kontrolle – und eine Prise Wahnsinn.

Den Wortwitz im Titel nicht gleich erkannt? Kein Problem: In Spanien steht „Copa del Rey“ für den Königspokal im Fussball. Hier geht’s um unser Team REY–COPPEX, das sich seine „Coppa“ auf den Sonderprüfungen hart erkämpft hat – und das völlig verdient. Ein königlicher Seitenhieb mit viel Augenzwinkern!

Auf den Prüfungen wechselten sich Waadt und Wallis als Kulisse ab. Strassen, die sie beruflich oft mit Blaulicht befahren, entdeckten sie nun mit Vollvisierhelm, feuerfestem Kombi und Puls auf 160 völlig neu. Zwischen Regenschauern spulten sie Kilometer für Kilometer ab, mit kühlem Kopf und perfektem Teamgeist. Disziplin und Vorausdenken sind schliesslich ihr Berufsalltag. Im Einsatz wie auf der Piste gilt: Fehler darf man sich nicht leisten.

Und während manche von einem Moment im Rampenlicht träumen, entschieden sich Alain und Estelle lieber für die Klarheit der Stoppuhr. Effizient, fokussiert und glücklich. Denn dieses Abenteuer ist vor allem eins: eine Geschichte von Leidenschaft, Freundschaft und echtem Sportsgeist. Ganz wie die beiden selbst.

3 Fragen an Estelle Coppex

Dein erstes Mal bei einer Rallye… war es so, wie du es dir vorgestellt hast?

Einerseits ja. Schnelles Fahren gehört bei uns irgendwie zum Alltag, auch wenn das hier natürlich ein ganz anderes Level an Tempo und Intensität ist. Aber andererseits nein: Ich hätte nie gedacht, dass es mental so fordernd ist. Ich habe noch nie etwas gemacht, das so viel Konzentration über so lange Zeit verlangt. Es gibt die Wertungsprüfungen, klar, aber auch im Verbindungsstück muss man den Streckenverlauf exakt einhalten und auf die Minute genau ankommen, sonst hagelt’s Strafzeit!

Ist das Lesen von Streckennotizen bei Höchsttempo stressiger als eine Verkehrskontrolle?

Das kommt auf den Grund der Kontrolle an. Aber ehrlich gesagt: Für mich als Neuling war es eindeutig stressiger. Ich kannte die Rallyewelt überhaupt nicht und wollte unbedingt alles richtig machen. Das erste Mal im Rallyeauto sass ich zwei Tage vor dem Rennen. Ich hatte zwei Monate zur Vorbereitung, nachdem Alain mich angerufen hatte – sein eigentlicher Beifahrer hatte sich verletzt. Ich habe nicht lange gezögert!

Jetzt, wo du den Adrenalinkick erlebt hast – gibt’s ein nächstes Mal?

Ich wusste von Anfang an: Das wird meine erste Rallye – aber ganz bestimmt nicht meine letzte. Ich liebe Autos, seit ich ein Kind bin. Also ja, ganz klar: Ich bin bereit für die nächste Runde, sobald sich die Gelegenheit bietet.

3 Fragen an Alain Rey :

Dritter Rallye-Start, erste Zielankunft – ist das die Rallye der Reife?

Zum ersten Mal mussten wir nicht wegen technischer Probleme aufgeben. Dieses Mal konnten wir uns endlich auf ein zuverlässiges und leistungsfähiges Auto verlassen. Es gibt nichts Befriedigenderes, als das Ziel zu erreichen… und ganz oben auf dem Podium zu stehen.

Auch in der Rennstrategie haben wir einen echten Fortschritt gemacht. Reife und Zurückhaltung haben unter den schwierigen Wetterbedingungen definitiv den Unterschied gemacht. Man musste genau wissen, wann man pushen kann und wann es klüger ist, das Tempo rauszunehmen.

Wie lief die Zusammenarbeit mit Estelle auf dem Beifahrersitz?

Ich denke, ihre Erfahrung mit Fahrten unter Zeitdruck hat ihr sehr geholfen. Sie blieb vom Start bis ins Ziel ruhig und konzentriert, selbst in den heikelsten Momenten.
Gut, ich geb’s zu – es gab ein paar „OH SCH*****“-Momente, besonders wenn das Auto abgehoben ist oder ins Rutschen geriet. Aber wie man so schön sagt: Das ist der Moment, wo man dazulernt. Für ihr Rallye-Debüt hat sie einen grossartigen Job gemacht.

Wie war es, auf denselben Prüfungen wie Sébastien Loeb zu fahren – inspirierend oder einschüchternd?

Ganz klar inspirierend. Bei der selben Rallye wie Sébastien Loeb zu starten, das ist ein Kindheitstraum. Er war schon immer ein grosses Vorbild für mich und wird es auch bleiben.

Aber ehrlich gesagt: Seine Präsenz hat mich nicht zusätzlich unter Druck gesetzt. Wir sind nicht für denselben Kampf angetreten. Mein eigentliches Ziel war es, mich selbst herauszufordern: an meine Grenzen zu gehen, klar zu bleiben und das beste Ergebnis zu holen, ohne Fehler zu machen.

Und ihre Leidenschaft hat gerade erst begonnen. Wer die nächsten Etappen der beiden verfolgen und sie unterstützen möchte, folgt am besten ihrem Instagram-Profil: Reycing Team

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