Gast der Redaktion

Gewinner der Rallye International du Valais 2022

Geduld und Präzision sind der Schlüssel zum Erfolg!

Titelbild: © Thierry Gaspardi

Rallyefahrer zu werden erfordert enorm viel Präzision und Köpfchen. Die Vorbereitungen auf ein Autorennen könnten mit den Überlegungen eines Polizisten vergleichbar sein, der sich auf einen Einsatz vorbereitet. Der psychologische Aspekt ist sehr wichtig, und für mich ist er sicherlich einer meiner Stärken. Die mentale Vorbereitung spielt bereits am Vorabend der Rallye eine wichtige Rolle. Ich trainiere sie mit Gedanken und Atemübungen, wie es auch ein Scharfschütze macht.

Aber bis ich so weit war, musste ich zuerst ein wenig lockerer werden und mir Geduld aneignen. Wenn man jung ist und sich für Motorsport und insbesondere für Rallyes interessiert, wird man sehr schnell von dem Wunsch angezogen, auf den wunderschönen Strassen des Wallis zu fahren. Die Versuchung ist aber gross, dass man dabei «Unfug» treibt. Man vergisst, dass die kantonalen Ordnungskräfte alles im Auge haben.

Als junger Erwachsener habe ich viele Fehler gemacht. Meine Eltern haben mir immer gesagt: „Molo, gehe es etwas ruhiger an…“. Sie werden es aber verstehen, dass man in diesem Alter die klugen Ratschläge seiner Eltern in den Wind schlägt. Meine Eltern waren die Polizei und ich in gewisser Weise der Räuber. Seitdem bin ich reifer geworden. Etwa 25 Jahre später denke ich, dass ich rückblickend eher Glück und vor allem einen guten Stern hatte. Die gemachten Erfahrungen haben mir aus zwei Gründen geholfen: Zum einen wurde mir bewusst, dass die Strasse kein Spielplatz ist, auf dem alles gefahrlos erlaubt ist, sowohl für einen selbst als auch für andere Verkehrsteilnehmer. Zum anderen hat der Rallyesport es mir ermöglicht, dieses Fieber, diesen Drang nach Geschwindigkeit und die ständige Suche nach Adrenalin zu kanalisieren.

Den Schritt in den echten, betreuten und offiziellen Motorsport zu wagen, war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Ich versteckte mich hinter Ausreden wie: „Das ist zu teuer…“. Es stimmt, dass man ein bisschen Geld braucht, aber letztendlich nicht zu viel, um anzufangen und sich zu vergnügen.

Das Rennen und der Wunsch, sich Rallye für Rallye zu übertreffen, sind wie eine Sucht. Doch ohne Führerschein kein Wettbewerb. Das sollte, ohne irgendjemanden belehren zu wollen, viele davon abhalten, auf offenen Strassen unnötige Risiken einzugehen.

Ich möchte mit einem Zitat des berühmten schottischen Weltmeisters Colin McRae schließen, von dem ich mich stark inspirieren lasse: „If in doubt, flat out“, was so viel bedeutet wie: Im Zweifelsfall: Vollgas! Mir fällt immer wieder auf, dass die Autos unserer Jugendlichen mit diesem Aufkleber versehen sind. Als Prävention möchte ich ihnen aber sagen, dass es im Zweifel besser ist, zu bremsen.

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