Der Giro d’Italia 2023 – «La vie en rose» im Wallis

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Grundsätzlich sind es sich die Organisatoren des Giro d’Italia gewöhnt, dass das zweitgrösste Randsportereignis der Welt Italien nicht verlässt. In diesem Jahr haben sie jedoch beschlossen, der Schweiz und besonders dem Wallis zu vertrauen, um die 13. und 14. Etappe der diesjährigen Ausgabe des "Giro 2023" durchzuführen. Dies ist nicht das erste Mal. Bereits in der Vergangenheit zog es das besagte Radrennen ins Exil. Im Jahr 2018 war die italienische Rundfahrt von Jerusalem in Israel aus zu drei Etappen gestartet. Es war das erste Mal, dass eine grosse Tour das alte Europa, die Wiege des Radsports, verliess.

Für 2023 wurde die Schweiz als Austragungsort für die 106. Ausgabe der transalpinen Rundfahrt ausgewählt. Ein Rückblick auf die beiden Tage, an denen das Wallis sein rot-weisses Emblem gegen ein rosafarbenes eintauschte.

Nach mehreren Monaten intensiver Vorbereitung waren das Organisationskomitee unter der Leitung des ehemaligen Radprofis Steve Morabito und alle wichtigen Akteure der Sicherheit in unserem Kanton bereit, am langersehnten Tag X alle World-Tour-Teams und die besten Radsportler der Welt auf unseren Walliser Strassen zu empfangen.

Doch die ganzen Vorbereitungen der Organisatoren hätten sich beinahe nicht ausgezahlt. Am Morgen des 13. Tages des Giros wollten die Fahrer, die von ihren Teams angeführt wurden, nicht an der Etappe teilnehmen, die in Borgofranco d’Ivrea, einer Stadt etwa 60 km nördlich von Turin, beginnen sollte. Die Gründe dafür waren die winterlichen Wetterverhältnisse sowie die starken anhaltenden Regenfälle, die Norditalien überwässerten.

Die Argumente und der persönliche Einsatz der Walliser Organisatoren überzeugten die Fahrer, die 13. Etappe dennoch in Angriff zu nehmen. Sie wurde jedoch um mehr als 120 Kilometer gekürzt. Der Start erfolgte um 15 Uhr in Le Châble (Val de Bagnes) auf einer einzigartigen Strecke, die nun zu 100 % auf Walliser Boden verlief.

Die Sicherheit auf den rund 75 Kilometern des ersten Tages wurde von der Kantonspolizei, den Gemeindepolizeien, dem Zivilschutz, der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation und nicht zuletzt von der wertvollen Zusammenarbeit der Feuerwehr gewährleistet. Sie alle erfüllten ihre Aufgabe perfekt, um den Sportlern und den zahlreichen Zuschauern am Rande der Strassen die Möglichkeit zu geben, dieses grosse Radsportfest voll auszuschöpfen. Der Höhepunkt war die Überquerung des 2’173 Meter hohen Col de la Croix-de-Cœur, zu dem viele Radsportfans angereist waren.

Mit der Kulisse des idyllischen Zielortes Crans-Montana wird dieses Rennen den Fahrern, den Organisatoren und den Wallisern in bester Erinnerung bleiben.

Unter der glühenden Hitze der Sonnenstadt Siders, starteten die Fahrer am nächsten Tag die 14. Etappe in Richtung Cassano Magnago. Ganz zu ihrer Freude, denn bei bestem Wetter haben sie den Spass an ihrem Job wiedergefunden.

Das Publikum war wiederum zahlreich erschienen, um den Start der 193 Kilometer langen Strecke zu verfolgen. Die einzig grosse Herausforderung für die Fahrer war der Aufstieg zum Simplonpass… und der Regen, der bei dieser Etappe später dann doch wieder einsetzte.

Die Sicherheitspartner haben erneut ihre Professionalität unter Beweis gestellt, indem sie den reibungslosen Ablauf dieses internationalen Ereignisses garantierten und durch ihre Partnerschaft zeigten, dass das Wallis in der Lage ist, Veranstaltungen dieser Grössenordnung zu organisieren und zu beherbergen.

 

Wir haben die Gelegenheit genutzt, um vorgängig mit dem Präsidenten des Organisationskomitees, Steve Morabito, zu sprechen. Im nächsten Newsletter der Kantonspolizei wird er mit unserem Kommandanten Christian Varone über die Sicherheitsbilanz des Giro d’Italia 2023 sprechen.

Steve Morabito

Das Bewerbungsdossier für die Ankunft einer Etappe des Giro d’Italia wurde bereits 2020 bei den Organisatoren eingereicht. Nur drei Jahre später wird das zweitgrösste Radsportereignis der Welt im Wallis stattfinden. Wie bereitet man sich auf ein solches Ereignis vor?

Tatsächlich begannen die ersten Gespräche mit dem Kanton Wallis und den Organisatoren des Giros bereits 2019. Unsere Beweggründe und unsere Motivation müssen den Organisatoren gefallen haben, die uns einen privilegierten Platz für diese 106. Ausgabe des Giro d’Italia reserviert haben.

Nachdem wir die gute Nachricht erhalten hatten, dass wir zwei Tage dieses Weltereignis ausrichten dürfen, folgte eine Phase der Prospektion, um „Etappenstädte“ vorzuschlagen, die den Kriterien der transalpinen Veranstalter entsprechen. Diese treten nämlich mit einem Rennszenario im Kopf an Sie heran und haben sehr genaue Kriterien für die Voraussetzungen der Start- und Zielorte.

Crans-Montana und Siders kristallisierten sich schnell heraus und es wurde ein Vorstand gegründet, um die Ressourcen dieser beiden Etappenstädte zu bündeln. Die verbleibende Zeit war sehr kurz, da uns nur noch sieben Monate blieben, um das anspruchsvolle Pflichtenheft des Giros zu erfüllen, wobei die Konstruktion verschiedener Kommissionen, die folgende Bereiche verwalten sollten, Priorität hatte: Sicherheitskoordination – Infrastruktur – Verwaltungsmanagement – Kommunikation und Marketing – Dekoration und Animation und nicht zu vergessen die Betreuung der freiwilligen Helfer.

Die im Ausschuss vertretenen Personen hatten noch nie zuvor zusammengearbeitet, aber die gute Atmosphäre, die dort herrschte, ermöglichte es, schnell eine solide Gruppe mit perfektem Zusammenhalt zu schaffen.

Man darf jedoch nicht das administrative „Gymkhana“ und den Marathon der verschiedenen Sitzungen unterschätzen, die wir auf die Beine stellen mussten, um eine Vielzahl von externen Parteien wie die institutionellen Dienste, die öffentlichen Behörden und andere zu informieren, zu vereinen, zu planen und zu verpflichten. Die Organisation eines Sportereignisses ist bereits komplex, aber, wenn man den Mediendruck (Direktübertragung in 200 Ländern), die Komplexität einer Karawane von 2’000 Personen auf zwei verschiedenen Zollstationen, die Verwaltung eines Budgets von 1,2 Millionen Franken, die Sperrung internationaler Verkehrsachsen und die Ankunft einer grossen Anzahl von Zuschauern zusammenzählt, war die Herausforderung intensiv und interessant zugleich.

Als ehemaliger Profi-Rennfahrer haben Sie sich entschieden, den Posten des Präsidenten des Organisationskomitees zu übernehmen. Wie landet man auf der anderen Seite der Bühne?

Die Präsidentschaft des Verbandes wurde Nicolas Féraud, dem Präsidenten von Crans-Montana, anvertraut, während ich meinerseits zum ersten Mal die Rolle des Direktors übernahm. Es war eine schöne und herausfordernde Aufgabe. Im Nachhinein bin ich sehr zufrieden, dass ich mich von Anfang an mit erfahrenen und wohlwollenden Personen umgeben konnte, die mich in diesem Vorstand unterstützt haben.

Bei den ersten Sitzungen kam es mir seltsam vor, als Organisator an den Sitzungen teilzunehmen. Am Ende meiner beruflichen Laufbahn hatte ich bereits als technischer Berater für die UCI (Union Cycliste International) gearbeitet, was mir den Blick für das Veranstaltungsmanagement und die Beziehung zwischen Organisatoren, Teams und Athleten geöffnet hatte! Das war eindeutig ein Pluspunkt für meine neue Rolle.

Wird der Giro d’Italia eines Tages ins Wallis zurückkehren?

Ich hoffe sehr, dass dies der Fall sein wird. Ich wünsche mir aber vor allem, dass das Projekt immer von einer motivierten Etappenstadt getragen wird, die stolz darauf ist, aus dieser fantastischen Gelegenheit, eine grosse Rundfahrt auszurichten, einen Gewinn zu ziehen und den lokalen Radsport sowie die Kette von Dienstleistern rund um das Radfahren im Wallis anzuregen!

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