Die Szene lässt Böses erahnen. Ein Mann liegt mit dem Gesicht nach unten in einer Blutlache. Rechts von ihm steht ein Tisch, auf dem zwei umgestossene Gläser von einer Auseinandersetzung zu erzählen scheinen.
Direkt dahinter befindet sich ein halb geöffnetes Fenster. Ein blutiger Fussabdruck vervollständigt die makabre Szenerie.
Das Team der KTA (Kriminaltechnische Abteilung) der Kantonspolizei Wallis trifft am Tatort ein. Drei Personen in Spezialanzügen bereiten sich darauf vor, den Tatort zu untersuchen. Eine Besonderheit dieses Einsatzes ist jedoch, dass heute nicht Experten, sondern drei Journalisten des Nouvelliste, des Radio Chablais und des RTS vorrücken. Für einige Stunden schlüpfen sie zusammen mit ihren Kollegen aus anderen Medien in die Rolle von Kriminalbeamten und nehmen Schuh- und Handflächenabdrücke sowie DNA-Proben.
Dann kommt der gefürchtete Moment. Als sie die Leiche umdrehen, bietet sich ihnen ein Bild des Schreckens: Ein Messer steckt mitten in der Brust des Opfers. Sie haben gerade die Tatwaffe entdeckt. Einer von ihnen macht Fotos und dokumentiert die Szene mit viel Liebe zum Detail. Unter Anleitung von zwei Mitgliedern der KTA sprechen sich die Journalisten ab, notieren sich jeden Hinweis und halten sich strikt an die Protokolle.
Das Labor liefert nähere Ergebnisse. Die DNA-Analyse zeigt, dass es sich bei der Täterschaft um eine Person handelt, die als gefährlich eingestuft ist. Dann ertönt ein Alarmsignal. Die Einsatzzentrale teilt ihnen mit, dass ein Mann, auf den die Beschreibung zutrifft, auf dem Kasernengelände in der Nähe der Turnhalle Barbara gesichtet wurde. Die Journalisten, die nun in ihre Rolle vertieft sind, eilen zum Einsatzort und werden diesmal von einem Mitglied der Hundestaffel empfangen. „Der Mann ist irgendwo hier im Umkreis“, erklärte er ihnen, während er einen Hund mit einer Kamera ausrüstete. Er war bereit, den Flüchtigen aufzuspüren.
Die Journalisten verstecken sich unauffällig in einem kleinen Raum im ersten Stock. Doch – Überraschung – der Flüchtige stürmt in ihr Versteck und bedroht sie mit seinen Blicken. Auf einem Grossbildschirm sehen sie, wie der Malinois voranschreitet. Die Journalisten halten den Atem an, während der Hund jeden Winkel des Gebäudes erkundet, jede Spur riecht und plötzlich vor ihrer Tür erstarrt und heftig bellt.
Das Team der Hundestaffel greift unverzüglich ein. Da sich der Verdächtige weigert, sich zu ergeben, folgt ein harter Einsatz vor den weit aufgerissenen Augen der Journalisten, die Mühe haben, die Grenze zwischen Realität und Fiktion zu ziehen. Der Flüchtige wird schliesslich überwältigt und es herrscht Stille, die dem Applaus eines eroberten Publikums Platz macht.
Der Tag klingt bei einem Getränk aus, während die Journalisten, denen noch der Atem stockt, sich mit ihren Gastgebern auszutauschen. Sie stellen unzählige Fragen und schätzen diesen seltenen Einblick in die Arbeit und den Beruf der Polizei.
Eines ist sicher: Sie werden eine Kriminaluntersuchung nie wieder auf die gleiche Art und Weise betrachten. Zwischen Disziplin, Spannung und Adrenalin stellten sie fest sie, dass die Realität der Berufe der Kantonspolizei Wallis die Fiktion bei weitem übertrifft. Mit einem von allen geteilten Gefühl: dem Wunsch, wiederzukommen, und sei es nur für einen Tag, um hinter die Kulissen dieser Polizei mit ihren über verschiedenen 50 Berufen zu blicken. Der Termin steht.