Der Polizist, der den Himmel beobachtet

Es ist ein Ritual. Wenn Hauptinspektor-Adjunkt Jean-Pascal Zenklusen auf dem Parkplatz des Polizeigebäudes aus seinem Fahrzeug steigt, richtet sich sein Blick sofort zum Himmel. Dort verweilt er solange, bis er das Gebäude betritt. Mehrere Kollegen – darunter auch unser Kommandant - verlassen sich dabei gerne auf seine zuverlässigen Wetterprognosen.
Hauptinspektor-Adjunkt Jean-Pascal Zenklusen

Interview

Was fasziniert dich am Wetter?

Schon in meiner Kindheit interessierte ich mich für das Wetter. Vor allem die drei Wetterarten Schneewetter, Sturmböen und die Schönwetterlagen mit der klaren Atmosphäre sowie Konturen faszinieren mich. Verschneite Gipfel, welche mit dem azurblauen Himmel harmonisieren sind immer wieder ein wunderschöner Anblick. Wenn es schneit, fällt es mir nicht leicht zu schlafen, weil mich die Stimmung in der Landschaft zu beobachten einfach zu sehr reizt. Dasselbe gilt bei nächtlichen Gewittern. Solange der Blitz den Himmel zerschneidet und der Donner laut knallt, kann ich nicht einschlafen.

Von meiner Mutter weiss, dass ich – obschon ich noch kaum laufen konnte –  am Schlafzimmerfenster hochgeklettert bin, um den Schneefall zu beobachten. Als ich neun Jahre alt war, zog ich mich nachts warm an und ging im Schnee spazieren. Mit zwölf Jahren wusste ich, wie man synoptische Wetterkarten interpretiert.

Wie erstellst du solch zuverlässige Prognosen?

Ich benutze hauptsächlich die 16-Tage-Vorhersagen des amerikanischen GFS-Modells, indem ich die Wetterkarten, die Niederschläge und Winde sowie die Temperaturen beiziehe. Anschliessend berücksichtige ich die Auswirkungen des Reliefs des Walliser Alpenkamms in Bezug auf die Richtung der Luftströmungen. Die Beobachtung des Himmels ist wichtig für den «3 bis 4-Stunden-Trend». Ich konsultiere auch das Archiv der Wetterkarten auf der Website der Wetterzentrale.

Es gibt typische Situationen, die sich in gewissen Abständen über die Jahre hinweg wiederholen. Was die Klimaschwankungen betrifft, so ist zu bedenken, dass das Klima über Jahrzehnte, Jahrhunderte oder sogar über Jahrtausende hinweg immer sehr unterschiedlich war.

Die Durchschnittstemperaturen in der Schweiz sind seit 1850 um etwa 1,5 Grad gestiegen, und dies bei einer Zunahme von einem Grad in den letzten 30 Jahren.  In der Vergangenheit waren das 12. und 13. Jahrhundert jedoch wärmer als heute, wobei damals die Alpengletscher kleiner waren als heute. In den letzten 10’000 Jahren gab es abwechselnd wärmere und kältere Temperaturperioden.

Aus welchem Grund haben wir im Wallis oft schönes Wetter?

Dies ist auf den Föhn-Effekt zurückzuführen, von dem das gesamte Rhonetal profitiert, weil sowohl im Norden als auch im Süden zwei hohe Gebirgsketten vorhanden sind. Feuchte Strömungen, die zur Überquerung eines Gebirgszuges aufsteigen, verlieren ihre Feuchtigkeit sowohl auf der Berner als auch auf der italienischen Seite der Alpen. Auf 4’000 m ü. M südlich und nördlich des Rhonetals fallen etwa 4’000 mm Jahresniederschlag. Im Tal zwischen Charrat und Visp sind es nicht mehr als 520 bis 700 mm Jahresniederschlag. Die trockenste Region der Schweiz befindet sich im Wallis, nämlich im Ackersand mit einem Jahresniederschlag von 505 mm.

Sein Blick richtet sich sofort zum Himmel

 

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