
Was sind Ihre Aufgaben bei der SUST?
Bei Unfällen arbeiten wir in Koordination mit den Behörden, die diese Ereignisse verwalten.
Dabei bringen wir unsere Kompetenzen als Luftfahrtspezialisten ein. In einer ersten Phase analysieren wir die möglichen Risiken, die sich am Wrack befinden könnten (ballistische Rettungsfallschirmsysteme oder andere Systeme mit hoher kinetischer oder chemischer Energie). Diese könnten die Arbeit von Rettungskräften oder Ermittlern gefährden.
In der zweiten Phase nehmen wir Beweismittel und Zeugenaussagen auf, die helfen können, zu verstehen, was passiert ist. Anschliessend organisieren wir den Abtransport des Wracks, das zur eingehenden Analyse an einen sicheren Ort gebracht wird. Unser Ermittlungsteam verfasst einen Abschlussbericht, der mit mehreren „Qualitäts“-Kontrollen veröffentlicht wird.
Unsere Schlussfolgerungen nach Unfällen oder Zwischenfällen stellen einen wichtigen Mehrwert in Bezug auf die Prävention dar.

Welche Ausbildungen haben Ihnen geholfen, sich für die SUST zu qualifizieren?
Die Ermittler der SUST sind im Grunde genommen Fachleute aus verschiedenen Bereichen der Luftfahrt. In meinem Fall bin ich Pilot und Fluglehrer für Hubschrauber, aber ich habe auch Erfahrungen in den Bereichen Einsatzleitung und Flugtauglichkeit als Ingenieur sowie durch militärische Führung als Offizier der Luftwaffe gesammelt.
Im Bereich der Ermittlungstechniken erhalten wir spezielle Kurse, z. B. an der Cranfield University in Grossbritannien. Einen sehr hohen Stellenwert hat auch die Weiterbildung (on the job training) und der ständige Austausch mit Kollegen im In- und Ausland, wodurch wir ständig neue Aspekte lernen.
Wenn wir an einem Fall arbeiten, gehen wir systematisch mit mehreren verschiedenen technischen Ansätzen vor. Zu Beginn einer Untersuchung müssen wir geistig offen für alle bekannten und unbekannten Optionen sein.
Was motiviert Sie bei Ihren Aufgaben am meisten?
Die Ursachen eines Unfalls zu finden und unsere Abschlussberichte zu veröffentlichen, ist eine der grössten Motivationen in meinem Arbeitsalltag. Es geht schliesslich darum, mit der Veröffentlichung der Berichte zu verhindern, dass sich ähnliche Situationen wiederholen und dazu beizutragen, dass weitere Unfälle vermieden werden können.

Wie beurteilen Sie Ihre Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei Wallis?
Generell kann ich sagen, dass die Einsätze in der Schweiz dank dem System der standardisierten Leitungen zwischen professionellen und milizbasierten Ersteinsatzorganisationen immer sehr gut verlaufen. Das Wallis ist da keine Ausnahme, die Erfahrungen waren durchwegs sehr positiv.
Eine Anekdote?
Was ausserhalb meiner Vorstellungskraft lag, war ein Einsatz im Sommer 2022 zur Bergung von Teilen des Wracks einer Piper, die am 30. Juni 1968 verunglückt war. Das starke Medieninteresse und das Interesse der akademischen Welt (Glaziologie) haben mich überrascht. Was mich jedoch noch mehr überraschte, war die Tatsache, dass sich das Wrack im Laufe der Jahrzehnte um mehr als 5 km im Gletscher verschoben hatte.
