Belästigung – Nicht allein bleiben! Nicht alleine lassen!

Wenn Streetworker etwa 60 Jugendliche bei der Realisierung von Filmen zur Prävention von Mobbing begleiten, Leiden ausstellen, Not andeuten, Empathie wecken ... ist das Ergebnis verblüffend.

Guten Tag Julien Rey. Sie sind Streetworker in Sitten. Erzählen Sie uns ein wenig über Ihren Alltag.

Ich möchte vorwegnehmen, dass die Stelle, die ich seit 2017 ausübe etwas Besonderes ist. Die Gemeinde Sitten hat mir freie Hand gelassen, um etwas Innovatives zu schaffen, dass es im Wallis noch nicht gab. Ich hatte gerade meine Ausbildung zum Erzieher im geschlossenen Erziehungszentrum von Pramont abgeschlossen. Die von der Stadt Sitten angebotene Herausforderung gefiel mir enorm.

Um mir einen Überblick über die verschiedenen Probleme zu verschaffen, kontaktierte ich die Partner für Eingliederung, Prävention und die verschiedenen helfenden Instanzen der Stadt sowie unser „Zielpublikum“: die Jugend. Dadurch konnten wir eine Liste mit den Bedürfnissen jedes Einzelnen erstellen und nach Möglichkeiten suchen, diese umzusetzen …

Derzeit bin ich stellvertretender Leiter des RLC (auf dt. Begegnungen/Freizeit/ Kulturen) der Stadt Sitten und Leiter der Abteilung für Streetworker mit drei Mitarbeitern.

Um Ihre Frage zu beantworten… Ich habe das Glück, in einem Bereich zu arbeiten, in dem es keinen „Alltag“ gibt. Wie bei einem Polizisten ist jeder Tag anders. Wir haben keinen Pikettdienst, wir sind kein Notdienst, aber meine Kollegen und ich stehen den Bürgern und Bürgerinnen der Gemeinde Sitten rund um die Uhr zur Verfügung.

Es kommt vor, dass ich nachts aufstehen muss um einem Jugendlichen bei einem Polizeiverhör beizustehen. Ein anderes Mal ist es eine Mutter, die Hilfe bei einer bestimmten Problematik mit einem Kind braucht (Verhalten/Erziehung…). Wir arbeiten mit Menschen aller Altersgruppen. Ich habe mich für eine 60-jährige Frau eingesetzt, die aus unserem Land ausgewiesen werden sollte und in einer schwierigen Situation lebte. Ich konnte beim Kanton eine Frist erwirken, um die Frau auf die Ausreise vorzubereiten.

Wenn wir vom für AKS (Amt für Kinderschutz), einer Nachbarin, dem ZET ( Zentrum für Entwicklung des Kindes und Jugendlichen) oder von wem auch immer auf Probleme aufmerksam gemacht werden, bitten wir die Familien oder die Person, die Hilfe benötigt, uns selbst zu kontaktieren, um unsere Hilfe anzufordern. Das ist sehr wichtig. Wir praktizieren das, was ich als freie Mitgliedschaft bezeichne. Diese besteht darin, dass jeder Teil seine Zustimmung gibt. Der Antragsteller kann unsere Unterstützung ablehnen, aber auch wir können uns zurückziehen… Das hängt von den Umständen ab.

Ihnen von meinem Alltag zu erzählen, würde viel Zeit in Anspruch nehmen…

Am 26. August 2021 haben Sie uns zur Vernissage von Videos, welche von Schülerinnen und Schülern der OS Sitten gedreht wurden, eingeladen. Erzählen Sie uns davon.

Die Entstehung dieses Projekts steht im Zusammenhang mit unserer Präventionskampagne von 2018: #stopharcelement. Wir haben zwei Plakate für alle Schulen in der Stadt erstellt.

2019 war es uns aufgrund der Covid-Pandemie nicht möglich, unseren Kurs zur Mobbingprävention für die 8H-Klassen anzubieten. Aus diesem Grund schlugen wir diesen Jugendlichen, die mittlerweile in die 9CO gewechselt waren, vor, mehrere Kurzfilme zu drehen, die von diesem Thema handelten.

Die gesamte Arbeit wurde von den 60 Jugendlichen, welche sich angemeldet hatten, realisiert. Uns war es wichtig, dass dieses Projekt von den Jugendlichen selbst ausgeführt wird. Wir waren präsent, um sie auf die Fristen aufmerksam zu machen und unterstützten sie logistisch, indem wir ihnen verschiedene Räumlichkeiten zur Verfügung stellten. Wir hörten zu, um über die Emotionen zu sprechen, die in den Filmen zum Ausdruck kommen sollten und halfen ihnen, über die zu vermittelnden Botschaften nachzudenken, die nicht zu weit gehen durften, um nicht zu schockieren. Jedes Detail wurde besprochen. Von der Kleidung bis hin zur Dekoration der verschiedenen Drehorte…

Ich weiss, dass Emilie Ihnen auch davon erzählt hat, und deshalb werde ich es dabei belassen…

Welche Ratschläge kann ein Opfer im Zusammenhang mit Mobbing erhalten?

Unsere beiden Plakate für die Kampagne 2018 sind sehr umfassend. Aber wenn ich nur eines davon behalten müsste, wäre es dieses: „NICHT ALLEIN BLEIBEN! NICHT ALLEIN LASSEN!“. Man muss unbedingt reden. Mit einer Person sprechen, der man vertraut… Auch dafür sind wir da.

Vielen Dank an Julien für seine ständige Verfügbarkeit und für die wertvolle Arbeit, welche er und seine Kollegen jeden Tag leisten. Sie unterstützen unsere Polizeikräfte präventiv, indem sie bestimmte Strassenphänomene frühzeitig erkennen, um sie zu regulieren oder sogar zu verhindern.

Wir laden Sie ein, die ausgezeichnete Arbeit der Jugendlichen der 9.OS aus Sitten zu entdecken. Wir möchten die Gelegenheit nutzen, ihnen dazu herzlich zu gratulieren!

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