Was macht eigentlich … Alain Lovey

1976 begann Alain Lovey seine Berufslehre als Polizist. Nach der Vereidigung im Jahr 1979 startete er seine Karriere auf dem Polizeiposten St-Maurice und setzte diese bis 2006 bei der Gendarmerie im Unterwallis fort. Anschliessend zog es ihn in die Welt der Technologie, genau genommen in die technische und operative Unterstützung. Als «Mann im Schatten» bewahrte Alain Lovey seine Begeisterung für den Polizeiberuf bis zu seinem letzten Arbeitstag im Februar 2020. Als hilfsbereiter, respektvoller und aufmerksamer Kollege ist und bleibt er allen in bester Erinnerung.

Wir hatten das Vergnügen, ihn für dieses Interview im Büro der Einheit Kommunikation und Prävention zu begrüssen.

Du bist nun schon seit zwei Jahren im Ruhestand. Wie gestaltet sich dein neuer Lebensabschnitt?

Beinahe zeitgleich mit der Pandemie ging ich in Pension. Man könnte somit sagen, dass ich lediglich zwei Wochen meine Freiheit geniessen konnte… Meine Frau Nadine und ich haben die Zeit zum Skifahren genutzt. Übrigens waren wir am Tag vor den einschränkenden Covid-Massnahmen noch in Verbier. Ich erinnere mich daran, dass ich Nadine vorgeschlagen hatte, etwas früher als sonst essen zu gehen, um so die Menschenmenge im Restaurant zu vermeiden. Die vielen positiven Fälle, welche zu diesem Zeitpunkt im Skigebiet verzeichnet wurden, sollten uns später recht geben.

Zu Beginn meines Ruhestandes zeichnete sich eine längere Schönwetter-Periode ab. Ideal, um meinen neuen Alltag zu geniessen. Ich dachte v.a. an Skitouren, an Ausflüge, an Fahrten mit meiner Suzuki Bandit… Aber dann kam Covid! Es folgten Einschränkungen bzw. Empfehlungen wie das Vermeiden von Ausflügen ins Gebirge oder das Verzichten auf das Motorradfahren. Ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen, um die Überlastung der Spitäler zu vermeiden.

Daraufhin verkroch ich mich in den Wald. Unsere Familie ist im Besitz mehrerer Waldparzellen, welche bewirtschaftet werden müssen. Für mich ist dies aber mehr ein Hobby als Arbeit. Das Holzen im Wald erinnert mich an meine Kindheit, als ich mit meinem Vater im Wald gearbeitet habe. Ich muss etwa 15 oder 16 Jahre alt gewesen sein, als er mir die «Forstarbeit» beibrachte. Er hat mir gezeigt, wie man mit Holz umgeht; d.h. vom Fällen eines Baumes bis hin zum richtigen Abtransport. Im Frühling und Herbst 2022 habe ich etwa 35 Ster Holz bereitgestellt. Dieses Holz verwende ich hauptsächlich, um mein Haus zu heizen. Es ist ein edles Material, das ich sehr schätze. Es ist auch der Rohstoff, den ich für meine Bastel- und Handarbeiten sowie für Skulpturen verwende. Die Skulpturen entstehen zunächst aus Zeichnungen, die ich auf einem Brett anfertige, und danach einige Millimeter tief aus dem Holze herausfräse. Die Einschnitte fülle ich mit einer Art Fugenmasse. Sobald diese Masse fest ist, schleife ich das Ganze ab und so erhält man eine schöne Skulptur. Manchmal bastle ich auch Schlüsselkästen in Form von Berghütten mit allen passenden Details dazu. Letztes Jahr habe ich zudem eine Weihnachtskrippe für meine Tochter gebastelt.
Im Winter 2021 unternahm ich in der Region Entremont viele Skitouren. Meine Kinder Florence und Jérôme (und seine Partnerin Mélanie) sind oftmals mit dabei. Da sie alle noch arbeiten, bin ich gelegentlich alleine unterwegs. Deshalb bin ich besonders vorsichtig. Ich bin seit meinem 15. Lebensjahr mit Tourenskis im Gebirge unterwegs. Die Armee hat mir eine solide Ausbildung in diesem Bereich ermöglicht. Durch die vielen Übungen habe ich wohl so etwas wie einen besonderen Instinkt entwickelt. Die Berge sind zwar keine exakte Wissenschaft, aber man lernt bei jedem Ausflug mehr dazu. Im Sommer wandere ich gerne im Gebirge. Ich geniesse es, mich in der Natur aufzuhalten.
Die Pandemie machte auch meinen Reiseplänen einen Strich durch die Rechnung. Ich nutzte aber die Gelegenheit, meine geliebten Berge aus der Luft zu entdecken, indem ich mit meinem Sohn – der Pilot ist – Helikopterflüge unternahm.

Der Ruhestand ermöglicht es mir, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Meine Tochter Florence hat es immer geliebt, mit mir Motorrad zu fahren. Sie und ihr Mann Benjamin fahren inzwischen selber Motorrad.

Mit meinem Sohn spielte ich früher oftmals Akkordeon. Da ich inzwischen ein wenig aus der Übung geraten bin, möchte ich das Spiel auf dem Akkordeon auffrischen. Ausserdem habe ich seit meiner Pensionierung mit dem Kochen begonnen. Nach einem kleinen Kurs an der Volkshochschule „Kochen für Dumme“, habe ich angefangen einfache Gerichte zu kochen. Offen gestanden bin ich wohl noch lange kein Sternekoch, aber ich unterstütze damit gerne meine Frau, welche nebenbei noch arbeitet.

Die «Covid-Zeit» hatte durchaus ihre guten Seiten für unsere Familie. Mit der Geburt meiner beiden Enkelkinder ist unsere Familie gewachsen. Ava-Sylvie, die Tochter von Jérôme, kam im September 2020 zur Welt. Und erblickte Emmy, die Tochter von Florence, im Mai 2021 das Licht der Welt. Das war Balsam für die Seele in dieser düsteren Zeit.

Hast du Sehnsucht nach Arbeit?

Nein. Als ich in den Ruhestand ging, hatte mir ein Kollege gesagt, dass man mindestens drei Tage braucht, um sich daran zu gewöhnen. Ich glaube, ich habe diesen Rekord gebrochen. Ich hatte geplant, an meinen letzten drei Arbeitstagen eine kleine Tour durch die verschiedenen Abteilungen zu machen, um mich von den Kollegen zu verabschieden. Dazu kam es jedoch nicht, da diese Woche sehr arbeitsintensiv war. Mein letzter Arbeitstag war sogar mit einer Überstunde verbunden. Letztendlich bin ich mit dem Kopf durch die Wand und habe mir gesagt: „So hör auf, es ist vorbei“. Der Samstag kam mir noch wie ein gewöhnlicher freier Tag vor. Am Sonntag hingegen hatte ich bereits mit der Vergangenheit abgeschlossen. Ich legte den Schalter quasi auf den Ruhestandsmodus um und dachte seither nicht mehr an die Arbeit. Man könnte somit sagen, dass ich 44 Jahre in zwei Tagen einfach weggefegt habe.

In meiner Karriere habe ich eher auf kleineren Polizeiposten bzw. in kleineren Gruppen gearbeitet.  Das war ein Glücksfall für mich, weil es gut zu meinem Charakter passt. Ich bin eher der diskrete Typ, der sich in kleinen Gruppen wohl fühlt. Wir arbeiteten oft zu zweit oder sogar allein. Es war eine grosse Veränderung für mich, als ich nach Sitten in die technische Abteilung wechselte.

Und welche Pläne hast du für die Zukunft geschmiedet?

Mir gehen viele Dinge durch den Kopf. Ich musste erst in diese Lebensphase kommen, um zu erkennen, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Zeit mit meiner Familie zu verbringen, meine Enkelinnen aufwachsen zu sehen und die Ruhe in meiner Hütte zu geniessen, gehören nun zu meinem Alltag.

Zusammen mit einem Freund haben wir ein Projekt fürs nächste Jahr. Wir würden gerne einen Teil Südosteuropas mit dem Motorrad durchqueren. Das heisst natürlich nur, wenn meine Frau mich gehen lässt .  Wir möchten die Südroute über Korsika, Sardinien und Sizilien abfahren, und danach unsere Tour über Italien und Albanien in Richtung Osten fortsetzen.

Ich bin seit mehreren Jahren Mitglied des Motorradklubs «Drans’Bike Entremont». Mit diesem Klub oder auch mit Freunden bin ich schon ziemlich weit herumgefahren. Ich hatte die Gelegenheit, Sardinien aber auch Südfrankreich, die Vulkane der Auvergne und viele andere Regionen zu bewundern.

Ich habe mich auch einer lokalen Theatergruppe angeschlossen, um ihnen technische Unterstützung zu leisten, damit ich nicht alles vergesse, was ich in meinem Arbeitsleben gelernt habe.

Ich plane auch, eines Tages wieder auf die Jagd zu gehen. Ich habe meinen Jagdausweis 1990 erworben. Seit zehn Jahren jage ich aber nicht mehr. Es reizt mich, mit meinen Freunden wieder auf die Pirsch zu gehen. Es sind diese schönen Momente der Freundschaft und des Zusammenseins, welche mich so faszinieren.

Ich habe zudem den Langlauf- und Radsport neu entdeckt. Sportarten, die ich während meiner Arbeit ein wenig zur Seite geschoben hatte.

Vielen Dank, Alain, dass du dir die Zeit für dieses Gespräch genommen hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Gute.

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