Winterzeit auf dem Simplon

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Der Simplonpass liegt auf 2'005 m ü M. und verbindet das Walliser Rhonetal mit dem italienischen Val d’Ossola und gilt als einer der schönsten Alpenübergänge. Anders als andere Pässe ist der Simplon auch während des Winters für den Verkehr geöffnet. Möglich macht dies die Dienststelle Gebietseinheit III. Doch wie sieht das Leben und die Arbeit auf dem Pass im Winter aus? Wir haben nachgefragt.

Wer den Simplonpass schon einmal befahren hat, dem ist der steinerne Adler sicher nicht entgangen. Das 9 Meter hohe Denkmal steht als Symbol der Wachsamkeit und erinnert an die «Wacht am Simplon» während des 2. Weltkrieges.

Doch die Geschichte des Simplon geht noch viel weiter zurück. Der Pass wurde schon in der Steinzeit begangen, bis ins 17. Jahrhundert jedoch hauptsächlich von Schmugglern und Söldnern. Erst der Briger Handelsherr Kaspar Jodok von Stockalper nutzte Mitte des 17. Jahrhunderts erstmals Lasttiere für Salztransporte vom Mittelmeer her. Dies erbrachte ihm grossen Reichtum. Napoleon war es dann, welcher mit Kanonen südwärts wollte und sodann Anfangs des 19. Jahrhunderts die erste für Fahrzeuge geeignete Passstrasse erbauen liess. Fortan war der Verkehr am Simplon nicht mehr wegzudenken. Ab 1957 begann dann der Ausbau zur Wintersicherheit, was die Strasse ganzjährig befahrbar machte. Sei es für die Motorradfahrer im Sommer oder für den normalen Personen- und Schwerverkehr, der Simplonpass wird seither viel und oft befahren. Möglich macht dies vor allem die Dienststelle Gebietseinheit III.

Sie ist eine von 11 Einheiten in der Schweiz, die für den Unterhalt der Nationalstrassen besorgt sind. Sie gewährleistet die Betriebsbereitschaft und Sicherheit des Nationalstrassennetzes im Wallis rund um die Uhr. Das Strassennetz erstreckt sich auf 167,5 Kilometer, vom Autobahnanschluss der A9 bei Bex-Nord bis nach Gondo.

Henzen Thomas arbeitet seit bald 10 Jahren bei der besagten Gebietseinheit III, davon 3 Jahre als Gruppenchef A9.

Der Simplonpass ist als einer der wenigen Alpenpässe während des ganzen Jahres befahrbar. Möglich macht dies unter anderem Ihre GE. Können Sie uns Ihre Arbeit im Winter auf dem Simplonpass erklären? Wie sieht ein Tag bei Ihnen aus?

Vom 1. November bis zum 30. April ist bei uns der Winterpikett aktiv. Das bedeutet, dass jeden Tag ab 02:00 Uhr, eine Kontrollfahrt des Piketts ( 1 Mann ) über unseren Streckenabschnitt durchgeführt wird. Dieser Mitarbeiter kontrolliert die Strecke auf Schnee, Eis oder andere Hindernisse, welche einen Einfluss auf den Verkehr haben. Kleinere Sachen, wie z.B. eine vereiste Brücke, erledigt der Pikettarbeiter selber mit seinem Pikettfahrzeug, welches mit einem kleinen Salzstreuer ausgestattet ist.

Bei stark vereisten Strassen und Schneefall, welcher grössere Räumfahrzeuge nötig macht, werden zusätzlich Mitarbeiter durch den Pikettmann aufgeboten. Die Mitarbeiter welche im normalen Tagesbetrieb eingeteilt sind, erledigen verschiedene Sachen auf der Strecke. Sie kontrollieren zum Beispiel die angebrachten Wintermarkierungen auf dessen Stabilität oder Schaufeln zugeschneite Zugänge frei. ( SOS Säulen, Zugänge zu Tunnelzentralen, usw. )

Welche Mittel zur Schneeräumung stehen Ihnen zur Verfügung?

Unser Fahrzeugpark für den Winterdienst auf der Simplon Nordseite inklusive offene Autobahnstrecke bis Visp West umfasst:

  • 6 Lastwagen mit Streuer und Räumschild ( GEIII )
  • 1 Grosse Schneefräse ( GEIII )
  • 1 Lastwagen mit Räumschild ( Konzessionär )
  • und viele Schneeschaufeln

Wie wird der Simplon «winterfest» gemacht?

Im Herbst wird die Strecke mittels Wischmaschine gereinigt, damit keine Blätter und andere Verschmutzungen die Strassenwassereinlaufschächte, bei Regen und Schnee, verstopfen. Die Signalisation ( Schneesterne ) wird geschalten. Wintermarkierungen ( Schneestangen ) werden angebracht, diese dienen der Orientierung für die Räumfahrzeugführer bei grösseren Schneemengen.

Wie unterscheidet sich der Simplon im Vergleich zum Grossen Sankt Bernhard oder den anderen Alpenpässen im OW?

Der Simplonpass ist während des ganzen Jahres befahrbar. Er hat keine Wintersperre wie die meisten anderen Alpenpässe. Ausserdem ist er für Transporte gefährlicher Güter offen, was auch zu mehr Schwerverkehr führt. Die Wetterverhältnisse auf der Nord- und Südseite sind sehr unterschiedlich, auch darum gibt es einen weiteren Werkhof der GEIII, mit einer Unterhaltsgruppe in Simplon-Dorf.

Was sind die grössten Herausforderungen?

Eine grosse Herausforderung ist es bei unplanmässigen Ereignissen, wie beispielsweise ein Lawinenniedergang, richtig zu reagieren. Meistens stellen Lawinen, Steinschläge, Unwetter, einfach Naturgefahren im allgemeinen, solche Herausforderungen dar.

Sie sind allen Wettern ausgesetzt. Wie bereiten sich die Mitarbeiter auf den Winter vor?

Am Anfang des Winters werden die Mitarbeiter an neuen und alten Geräten nochmals kurz geschult. Zudem werden Abläufe bei Räumeinsatz und der Piketteinsatz im Allgemeinen thematisiert und besprochen. Ausserdem wird jedem Arbeiter ein sehr gutes, umfangreiches, Kleidersortiment für jede Witterung von der GEIII zur Verfügung gestellt.

Was bereitet Ihnen bei Ihrer Arbeit am meisten Freude?

Die Arbeit in einem gut funktionierenden Team und die Kollegialität unter einander bereitet mir am meisten Spass. Die Arbeit ist ausserdem sehr abwechslungsreich, was mir auch sehr zusagt.

War einer der Ihnen bekannten Winter ein «extremer»? (Arbeit, Schnee, Ereignis).

Seit meiner Anstellung 2013 bei der GEIII war der Winter 2013-2014, denke ich, der Schneereichste. Ein besonderes Ereignis war im Februar 2021, als eine Lawine oberhalb Ried-Brig die Nationalstrasse bei der Ruffigrabenbrücke verschüttete.

Eine Anekdote zum Schluss?!

Ein Mitarbeiter beschwerte sich bei seinem Kollegen, dass es keine Zange mehr im Werkzeugkasten habe und brachte die Vermutung an, dass es Langfinger in der Gruppe gäbe. Sein Kollege antwortete Ihm: «Das ist nicht so schlimm, sobald alle eine Zange Zuhause haben, hört das wieder auf!»

Darüber wird noch heute häufig in der Gruppe gelacht.

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